Marine historischer Nordseetörn

20. Juni 2015 Off By Webmaster

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Am Donnerstagmorgen , den 4. Juni begann für 9 Segler des Segel Club Linkenheim eine lange geplante Fahrt an die Nordseeküste. Nach anstrengender Autofahrt war man in der Stadt Wilhelmshaven angekommen. Sofort wurde in das Schiff die “ Nordstern “ einklariert. Die “ Nordstern“ ist ein Kriegsfischkutter der in einer Stückzahl von ca 1.000 Exemplare in den Kriegsjahren gebaut wurde. Das Schiff wurde nach dem Krieg umgebaut in einen Segler mit 2 Masten mit ca 200 qm Segelfläche. Viele Jahrzehnte war es eingesetzt für die Bundesmarine. Hier wurde der seemännische Nachwuchs ausgebildet. Heute gehört das Schiff als Oldtimer dem Deutschen Marinemuseum. Von ehemaligen Marineangehörige wird es ehrenamtlich gewartet und bedient.

Am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein und schwachem Windverhältnissen wurden frühzeitig die Festmacherleinen losgeworfen. Durch die Schleuse der 4. Einfahrt und Durchfahrt durch den Marinehafen wurde das Jadefahrwasser erreicht. Um 13.00 Uhr wurde die Insel Wangerooge quer ab passiert und Kurs auf die Insel Helgoland genommen. Dort wurde mit der fünfköpfigen Bordbesatzung ein abendliches Grill und Bordfest veranstaltet. Viele Gespräche aus der aktiven Seefahrtszeit und Episoden wurden uns erzählt. Der Reiseleiter Hans Nagel konnte als ehemaliger Marineangehöriger hier mithalten.

Am Sonntagmorgen wurde auf dem oberen Klippenrand ein Inselrundgang unternommen. Im Mittelpunkt war die Vogelwelt an der Steilküste und die lange Anna. Eindrucksvolle Bilder von den nistenden Möwen, Baßtölpel oder Lummen sowie von Seerobben und Seehunden auf der Düne wurden aufgenommen. Am Spätnachmittag begann der kulturhistorische Teil des Inselbesuches. Hier wurde von Hoffmann von Fallersleben die Deutsche Nationalhymne gedichtet „Einigkeit,Recht und Freiheit“. Im Mittelalter trieb hier der Seeräuber Klaus Störtebecker sein Unwesen. Unter dem Deutschen Admiral Brommy fand eine Seeschlacht mit den Dänen statt. Die Insel war damals britische Kolonie. Vor 125 Jahren wurde die Insel an Kaiser Wilhelm II von seiner englischen Großmutter der Quen Viktoria übergeben. Die Insel Sansibar im Indischen Ozean war das Tauschobjekt für Helgoland in der Nordsee. Von hier aus konnten die Flußmündungen der Elbe, Weser und Jade kontrolliert werden. Helgoland wurde jetzt vom Seebad in einen Kriegshafen umgebaut. Wir stiegen in die Bunkeranlage des 1. und 2. Weltkrieges. In eindrucksvollen Worten wurde uns das Elend des Krieges näher gebracht. Am Ende des letzten Krieges wollten die Engländer die Insel in die Luft sprengen. Wieder am Tageslicht klang ein ereignisreicher Tag bei Helgoländer Eiergrog in dem Lokal “ Bunte Kuh“ aus.

Am Sonntamorgen konnten wir mit ablaufendem Wasser bei 4 – 5 Windstärken Abschied nehmen von Helgoland. Unter Segel wurde die Wesermündung erreicht. Der Leuchtturm “ Roter Sand “ leuchtete im Sonnenlicht uns schon von weitem entgegen. Die Gestalt und Farbgebung ist dem Turm an unserem Clubhaus nachempfunden. In den Abendstunden wurde die Stadt Bremerhaven erreicht.
Der nächste Tag war dem Museum Klimahaus auf dem 8 Längengrad Ost gewidmet. Das Auswandererhaus oder das Deutsche Schifffahrtsmuseum rundeten einen anstrengenden Tag ab. Zur Entspannung diente anschliesend die Seefahrtskneipe “ Letzte Kneipe vor New York “ mit einem zünftigen Umtrunk.

Bei herrlichem Wetter wurde am nächsten Tag Bremerhaven verlassen. Vorbei am voll besetzten großen 6 Kilometer langen Containerkai wurde die Wesermündung und offene Nordsee erreicht. Bei dem starken Seegang wurde dem Meeresgott Neptun an der Leeseite des Schiffes geopfert. Am frühen Abend erreichten wir Wilhelmshaven und ein Bordfest konnte bei vorzüglichem Essen beginnen.
Der nächste Tag war dem Marine Museum mit Hafenrundfahrt vorbehalten. Die Besichtigung des Zerstörers „Mölders“ und des U Bootes standen im Mittelpunkt. Zum Abschluß wurde die Garnisionskirche besucht. Eine Kirche die von großer Geschichte geprägt ist. Die Gedenktafeln aus Marmor mit Goldschrift an den Seitenwänden erinnern an Schiffsträgödien aus der Kaiserzeit bis zum Jahre 1911. Das Altarbild „Durch Kreuz zum Licht“ erinnert an die Skagerrakseeschlacht 1916 bei der 8.000 englische und deutsche Seeleute ihr Grab in den Wellen fanden. Am Abend wurde dann zünftig der 65. Geburtstag von Werner Lang in einer Spelunke im Hafenviertel gefeiert.

Nach einer kurzen Nacht mußte Abschied genommen werde. Der Reiseleiter Hans Nagel übergab jedem Teilnehmer ein Buch über den Bau und die Geschichte der “ Nordwind „. In seiner Ansprache drückte er die Hoffnung aus ein besseres Verständnis für die Seefahrt, Marine und Kultur vermittelt zu haben. Nur der freien Handelsfahrt und den Export unserer Güter haben wir unseren Wohlstand zu verdanken. Daran sollten die Menschen in den Binnenländern immer denken. Mit einer Flasche Rum wurde dem Organisator gedankt für seine Arbeit. Eine erlebnisreiche Reise des SCLH hatte ihren Abschluß gefunden die allen in bleibender Erinnerung sein wird.

Hans Nagel